6.000 SCHRITTE MIT THORA

Was prägte Thora Thyselius als Schriftstellerin? Welche Spuren finden wir davon noch heute in Brake?

Die Braker Autorin Thora Thyselius wurde 1965 mit dem renommierten Fritz-Reuter-Preis und 1986 durch die Ehrenmedaille Brakes gewürdigt. Dennoch ist sie beinahe vollständig in Vergessenheit geraten. Um Thoras Leben und Werk hochzuhalten, hat die Georg von der Vring-Gesellschaft diesen literarischen Stadtrundgang als eine von mehreren Begegnungen installiert.

Ein Leben als schreibende Frau

Wie kann ein ganzes Leben in einem Stadtrundgang widergespiegelt werden? Eine Identität ist mehr als nur ein Name oder eine Berufung. Ist der entscheidende Aspekt vielleicht Thoras Lebensweg als junge Frau im frühen 20. Jahrhundert? Dieser war geprägt durch eine frühe Heirat und dem bald darauf erfolgten Verschwinden ihres Ehemannes in Russland. Trotzdem fand sie die Kraft, Rollenerwartungen abzustreifen und in der Nachkriegszeit eine Karriere als Schriftstellerin anzutreten. Noch dazu als alleinerziehende Mutter zweier Söhne. Bei Station 5 können Sie das Haus betrachten, in dem Thora diese entscheidende Etappe ihres Lebens bestritt.

Von Familie und ‚weißen Schlössern‘

Doch auch als alleinerziehende Mutter ist man kein isolierter Mensch. Thora entstammte einer illustren Familie. Ihr Vater war schwedischer Konsul, Freimaurer und vieler Sprachen mächtig, während ihre Mutter Tochter einer ostfriesischen Reederfamilie war. Ist es also diese kosmopolitische Herkunft, die Thoras Leben und literarisches Schaffen prägte? Die stattliche Villa bei Station 2 deutet genau darauf. Dieses „witte Slott“ der Familie Thyselius befindet sich unmittelbarer Nähe zu einer bescheidenen „Rökerkaat“. War es dieser Kontrast zwischen Wohlstand und Bescheidenheit, der Thoras Leben prägte und in ihrem Werk zum Ausdruck kommt?

Niederdeutsch in der Seehafenstadt

Vielleicht wird ein Mensch jedoch am stärksten durch sein soziales oder ökonomisches Umfeld geprägt. So wuchs Thora eben in der aufstrebenden Seehafenstadt Brake auf. Die Spuren von Seefahrt und Fischfang finden sich überall. Station 3 befindet sich an der einstigen Reederei von Thoras Großvater – heute erinnert nur noch die Shipchandlery daran. Kaum eine Sprache ist so sehr mit der Seefahrt verbunden wie Niederdeutsch. Konnte es also dieses Umfeld sein, das Thora dazu inspirierte, die alte Hansesprache als Literatursprache zu verwenden?

Ein Stadtrundgang so vielfältig wie Thora selbst

Es sind also unterschiedliche Einflüsse, die Thoras Identität, Leben und Werk ausmachen. In Anerkennung dessen haben auch wir 6000 Schritte mit Thora vielfältig gestaltet und hoffen, dass Sie auf unserem Stadtrundgang möglichst viele Facetten der Autorin entdecken können.
An jeder der 8 Stationen finden Sie ein Schild mit QR-Code, durch den Sie auf erläuternde Texte, Audios und Bildmaterial zugreifen können. Die Gehzeit beträgt rund eine Stunde, die Strecke bietet sich jedoch auf für Fahrradfahrer an. Der Museumsgarten mit seinen 12 Zitaten bildet die 1. Station. Dort finden Sie auch praktische Routenpläne zum Mitnehmen.