ZITATE AUS DEM MUSEUMSGARTEN

Zitat 1: Ebb und Floot – Resilienz

»… so mutt een jümmers seen,
dat een dat Leven hollt.
Dat een baben blifft –
bi Ebb un Floot!«

… so muss man immer sehen,
dass einen das Leben trägt,
dass man oben bleibt –
bei Ebbe und Flut.

Quelle: Th.Th., Tant’ van’t Siel, 1962, S. 105

Klappentext »Tant' van't Siel«

Es ist keine Erzählung und auch kein Roman, eher ein Patchwork aus Anekdoten und autobiografischen Erinnerungen. Da wird vom Leben im großen Haus einer Braker Reedersfamilie unter Einbeziehung von Hauspersonal, Verwandten, Nachbarn und örtlichen Originalen in den 1920er Jahren erzählt. Der Besuch der Tante sollte nur drei Tage dauern, jedoch sie bleibt drei Jahre. Und wird zur zentralen Größe in der Familie, von Einigen gefürchtet, von Anderen belächelt, von Wenigen auch wohl geliebt, jedoch von Allen respektiert. ‚Tant van’t Siel‘ ist höchst vergnüglich zu lesen, wobei stellenweise der Ernst des Lebens in einer Zeit des Mangels hindurch schimmert.

Der eigene Lebenslauf der ‚Tant‘, den man nur als tragisch bezeichnen kann, obwohl er kein tödliches Ende findet, gerät zum roten Faden der Geschichte. Bewundernswert, welche charakterliche Stärke die schrullige Tante stets an den Tag legt, trotz körperlicher und seelischer Not, der sie ihr Leben lang ausgesetzt war. Sie weiß, nach jeder Ebbe kommt auch wieder die Flut. So hat die Geschichte dann auch ein gutes Ende für die Tante verdient.

Ute Schernich 2021

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Kommentare

„Ich halte Thora Thyselius‘ Arbeit für gelungen. Vielleicht steht mir dieses Urteil nicht zu, denn ich bin – zugegebenermaßen – in diese „Tant van’t Siel“ verliebt. Für eine echte Liebe kann man nichts; […] – man bekommt sie geschenkt.“
Dieter Ehlers in: Plattdeutsche Erzähler und plattdeutsche Erzählungen der Gegenwart, Neumünster 1968.

„Thora Thyselius löst ihre Erzählungen gewissermaßen in lauter einzelne Szenen auf (auch mit Szenen-Überschriften); zuweilen ist eine solche Szene eine kleine Komödie für sich. Man spürt, wie sie jede einzelne mit ganz besonderer Liebe ausgestaltet und – das müssen wir der Gerechtigkeit wegen hinzufügen – wie sie über der Freude am einzelnen Vorgang zuweilen das Gefühl dafür verliert, ob sie nicht da und dort durch Überfülle das Gleichgewicht des Ganzen stört.“
Moritz Jahn in: Festschrift zur Verleihung des Fritz-Reuter-Preises 1965, S. 10