6000 SCHRITTE MIT THORA

STATION 3: VERGAHN, VERGETEN, VÖRBI?

Die schmucke Shipchandlery ist ein Überbleibsel der stattlichen Reederei von Thoras Großvater A.H. Arnold.
Die Siebenzahl der Schiffe und die
Weltläufte. Auf und Ab der Reederei.
Was ist passiert?
Wagen Sie einen Rückblick.

An dieser Stelle erleben wir Braker Geschichte, die auch die Geschicke von Thoras Vorfahren geprägt hat.

Mitte des 19. Jahrhunderts, mit der zunehmenden Versandung der Weser, die später zur Weserkorrektion führen sollte, lag hier an der Hafenstraße am heutigen Binnenhafen das Zentrum der Hafenentwicklung. Aus dieser Zeit stammt auch dieses kleine Rotsteingebäude, Shipchandlery und Public House. Es diente damals insbesondere den Auswanderern zugleich als Schiffsausrüsterladen, Behörde und Unterkunft. 

Thoras Vorfahren mütterlicherseits waren Seefahrer und Reeder von der Nordseeküste, die sich wegen Versandung und Sturmfluten landeinwärts an die Weser orientierten. 1877 kaufte Thoras Großvater Arjen Heinks Arnold aus Nessmersiel das angrenzende Grundstück, das sich von der Mitteldeichstraße bis zur Hafenstraße erstreckte und baute es zum Sitz des Schiffsausrüster- und Reedereibetriebs A.H. Arnold aus. 1880 heiratete er die Reederstochter Marie Cassens aus Brake, deren Vorfahren wiederum von Wangerooge stammten. Um 1890 präsentiert sich das Ehepaar Arnold stolz mit acht Kindern und Angehörigen auf dem eigenen Betriebshof, zu dem auch das Gebäude der Shipchandlery gehört. In schwierigen Zeiten, nach dem überraschenden Herztod von A.H.Arnold im Jahr 1900 übergab die Witwe die Geschäfte an den Ehemann ihrer ältesten Tochter Gretchen, den Schweden Sten Justus Thyselius, Thoras Vater. Das stattliche Reederei-Gebäude von A.H. Arnold wurde schließlich an einen Gastwirt verkauft. Mit einem Zugang von der Mitteldeichstraße, war es als Koring´s Konzerthaus zunächst gesellschaftlicher Mittelpunkt der Hafenstadt. Der Gebäudeeingang mit dem typischen Baldachin wurde auf die Hafenstraßenseite verlegt. Musik und Tanz wurden dort geboten. Varieté Künstler traten auf. Das Lokal wechselte mehrfach den Namen und die Ausrichtung. Es hieß Melodie und La Paloma. Das Gebäude verfiel, 1979 schmückte es als ,Lost Place’ ein Plattencover von Helmut Debus. 1986 wurde der „La Paloma-Komplex“ wegen Baufälligkeit gesperrt, bis das Gemäuer 1995 schließlich abgerissen wurde.

„Hett äwens allns siene Tied“ resümierte Johannes Berkhout, der bereits 1920 in dem Haus geboren worden war, 1995 in einem NWZ Artikel. 2006 wurde ein Wohn- und Geschäftshaus im Bauhausstil errichtet, das 2013 zwangsversteigert wurde.

Über das Auf und Ab der Reederei ihrer Familie hat Thora 1987 einen Roman veröffentlicht. Die Geschichte der Reederei beginnt dort auf Seite 21.

Und nun geht es weiter zu Station 4, dem Braker Bahnhof. Dieser liegt in Sichtweite in Richtung Norden. Um dorthin zu gelangen, geht man ein Stück Richtung Süden und nimmt gleich rechts den Fußgängertunnel.