ZITATE AUS DEM MUSEUMSGARTEN

Zitat 2: Nich mit dat Maat von allemann – Sich behaupten

Man eenmal schullen se nu
doch gewahr warrn, […] dat
se em nich mit dat Maat von
allemann meten kunnen.

Aber einmal sollten sie nun doch gewahr werden, dass sie ihn nicht mit jedermanns Maß messen konnten.

(Th. Th., Dat Sunnenhuus, 1957, S. 64f.)

Klappentext »Dat Sunnenhus«

Das ist die Geschichte des Erfinders Ludwig (‚Ludjen‘) Lengenau und seiner durch seinen Erfinderwillen und durch seine Erfolglosigkeit arg gebeutelte Familie. Eigentlich ist er Gärtner, ein sehr guter noch dazu, nur seine Erfindungen hindern ihn an einer geregelten Berufsausübung. Besonders seine Ehefrau Guste leidet unter Ludjens immer wieder neuen und spinnerten und teuren Ideen für ausgefallene Maschinen und Machwerke, die die Welt
nicht wirklich braucht oder auch nur vermisst hat. An Guste liegt es, die Familie mit dem Nötigsten zu versorgen, durch fleißige Gartenarbeit, Verkauf von Eiern und Gemüse, sogar durch Vermietung der besten Wohnräume an fremde Leute. Man muss sich halt mit der Wohnküche als einzigem Platz im Hause zufrieden geben. Und auch die gemeinsamen Kinder hatten eine harte Kindheit gehabt, oftmals hungrig zu Bett gehen müssen. Die ständige Geldknappheit lässt Ludjen schließlich in die Kasse des Schrebergartenvereins
greifen, um damit sein Patent auf das Sonnenhaus zu finanzieren. Leider hat schon jemand Anderes ein Patent auf ebenso ein Sonnenhaus angemeldet, Ludjen kommt ein Halbes Jahr zu spät. Der Diebstahl fliegt auf, Ludjen wird verhaftet, und man sollte meinen, er sei zur Vernunft gekommen. Doch die Geschichte endet mit den Worten … „- ik gloov, dar röögt sik
wedder en nee Idee. De bröd ik dar ut in’t Kaschott.”

Klappentext op Platt

Dat is de Geschicht vun Ludjen ‚Windei‘ Lengenau un sien Familje. Dör siene Erfinneree hebbt de alltohopen nix in de Melk to krömen harrt, sonnerlich nich sien Fro Guste, man ok siene veer Kinner, de faken hungrig na’n Bedde hen gahn sünd, un för de an Speeltüüg, Rollers un egene nee Kledaasch nie nich to denken weer. De Kinner sünd ut’n Huus, un uste
hett dat mit ehrn Ludjen alleen to doon. Man de beste Stuuv un Slaapkamer hebt se al an frömde Lüde vermeed’t, un Guste schafft dat man eben so mit ehren Fliet in’n Gaarn un den Verkoop vun Eier un Grööntüügs för dat allernödigste to sorgen. Ludjen hett in de Tiet „Inspiratschonen“ un denkt an Maschinen un Maakwarken, de de Minschheit nich bruken deit. För sien neesten Tüünkraam, dat Sunnenhuus, kummt Ludjen leider Gotts denn op de Idee, in de Kass‘ vun den Schrevergaarnvereen to langen. He will dormit dat Patent anmelln, un he meent, dat he denn foorts riek is. Man dat flüggt up, dat he de Bidrääg unnerslagen hett, un annerseen harr al een Patent op een Sunnenhuus anmellt, een half Johr vörher. Ludjen ward verhaft’t un schall in’t Lock. Un wenn nu een glöövt, dat he dormit to Vernunft kamen is, dennso schull he man de letzten Wöör vun düsse Geschicht nipp un nau ankieken. Dor steiht: „ – ik gloov, dar röögt sik wedder en nee Idee. De bröd ik dar ut in’t Kaschott.“

(Ute Schernich 2023)

Dat Sunnenhuus, Verlag der Fehrs-Gilde, 1965, Einbandzeichnung Hein Bredendiek

Zum Reinlesen

Der Blick in Ludjens ganzen Bastelkasten

Kommentare

Es ist sehr viel feine Psychologie in diesem Buche – wieder wird eine Fülle norddeutschen Lebens vor uns ausgebreitet. Bedeutet die neue Idee etwa Sinneswandlung? Oder fällt ihm eine neue Erfindung ein, soll alles beim alten bleiben – auch diese Geschichte verbirgt uns die Gewißheit, wie es
weitergehen wird.
Aus: Festschrift zur Verleihung des Fritz Reuter Preises, 1965