ZITATE AUS DEM MUSEUMSGARTEN

Zitat 11: Wozu Zaun und Stacheldraht? – Pazifismus

Begreifst du denn immer
noch nicht, daß Völker
nicht abgegrenzt sind,
eines gegen das andere?
Wozu Zaun und Stacheldraht?

Quelle: Th.Th., Wille und Werk, 1968, S. 50

Zum Inhalt des Buches

Der Roman „Wille und Werk“ beschreibt auf Hochdeutsch das Werk und das Leben Burchard von Münnichs, eines Ingenieurs aus dem Gebiet der Unterweser. Darin wird die Zeit lebendig, in der er gelebt hat, die Barock-Zeit. Nach dem 30-jährigen Krieg war Europa politisch restlos aus den Fugen geraten. Kaiser, Könige und Fürsten regierten ihre Länder absolutistisch und zum Teil ausbeuterisch. In das Ränkespiel der Machthabenden zu geraten, war häufig das Todesurteil, und das Los traf auch Burchard von Münnich. Dieser Roman erzählt von diesem Mann, der die Völker verbinden wollte, Trennendes verhindern, mit friedlichen Mitteln. Mit seinen Vorstellungen, wie das geschehen könne, ist er seiner Zeit so weit voraus gewesen, dass er Verfolgung, Todesdrohung und Verbannung
ertragen musste. Mit unglaublichem Durchhaltewillen überstand er die widrigen Zeiten, und man fragt sich unwillkürlich, was diesen Menschen angetrieben hat. Um so erstaunlicher, dass man von dieser Ausnahmepersönlichkeit zuvor nicht viel gehört hat.
(Ute Schernich 2021)

Aus dem Klappentext der Ausgabe von 1968

[…] ‚Verbannt nach Sibirien! Zarin Elisabeth glaubte sicher, den rastlosen Geist in
erzwungenem Nichtstun zu vernichten. Aber der Wille Münnichs, dieser Welt einen Stein –
seinen Stein – hinzuzufügen, ließ ihn überleben – 20 Jahre lang – bis nach Elisabeths Tod die neue Zarin Katharina II. ihn zurückrief in russische Dienste. Die inneren Beweggründe dieses Mannes, der seiner Zeit voraus völkerverbindende Ideen verwirklichen wollte, der in unerschöpflicher Arbeitskraft den Sinn seines Daseins in Werken für die Menschheit zu erfüllen suchte, den weder Machtgier noch Geltungssucht trieb, werden in diesem Roman gestaltet.‘ [… ]

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Ein Plädoyer gegen Grenzen in Herzen und Köpfen

Trotz des Titels, der düstere Assoziationen wecken könnte, bietet Thyselius in ihrem Roman „Wille und Werk” einen historischen Gegenentwurf zur Blut-und-Boden-Ideologie des Dritten Reichs. Als Symbolfigur dieses progressiven, von Nationalgrenzen befreiten Denkens dient die historische Persönlichkeit des Deichgrafen Burkhard Christoph von Münnich. Zeitlebens diente er als Militär und Architekt an vielen europäischen Höfen. Dabei sah Münnich jedoch immer davon ab, sich dauerhaft an einen Herren zu binden. Stattdessen zog es ihn unberührt von Nationalitäten stets dahin, wo er seine Fähigkeiten zu größtmöglichem Nutzen bringen konnte.

Thyselius’ Abneigung gegen nationale Identitätspolitik wird auch an ihrer Vita deutlich. Zusätzlich zum Verlust ihres Ehemannes im Zweiten Weltkrieg erfuhr sie auch im eigenen Alltag, wie einschneidend die Gleichschaltung durch das Regime auf das Leben wirken konnte. Schon früh in ihrer schriftstellerischen Laufbahn, wurde ihr ein Posten als örtliche Presse- und Propagandaleiterin angeboten, den sie aber ablehnte. Für ihre Integrität wurde sie flugs mit einem Veröffentlichungsverbot belegt, das bis zum Ende des Regimes bestehen sollte.

(Peter Meenken 2023)