6000 SCHRITTE MIT THORA

STATION 4: ANKAMEN UN AFREISEN

Der Glanz dieses beeindruckenden, 1900 erbauten Bahnhofs ist vergangen. Als Kind holte Thora hier ihre
ostfriesische Tant van’t Siel ab.
4. Klass mit de Iesenbahn, dat kunn ok ol’ Tant blots mit Humor verknusen.
Kiek mal in de 1920er Jahre!

Veerde Klaß mit de Iesenbahn

„Pf Pf Pf“ keem us‘ Iesenbahn um de Eck anpuust. „Pf Pf Pf“ – un stunn still.

„Endstatschon!“ bölk de Iesenbahner, de mit de rode Mütz, un reet een Wagendöör na de anner up, un all dat reisend Volk klatter rut.

Ik keek nipp to. Ik weer ja afkummandeert un schull us’ ool Tant afhalen. Nu schull mi doch is needoon, in wat för en Klaß Tant anreisen keem.

Veer Klassen geev dat dartomalen.

Wenn us‘ Mudder up Reisen gung, un dat dee se na mien Dünken veelst to foken, denn sett Papa ehr in so’n Wagen mit rode Pulsters.

Freerk un ik, wenn wi Oma ins besöken deen, denn seten wi in griese Pulsters. „Flohkupee!“ see Freerk darto. Dat weer twete Klaß. Wenn wi mit de School up Tuur gungen, denn föhren wi drüdde. Dar weer allens ut Holt, man moj blank un poleert.

Veerde Klaß geev dat ok noch. Man soveel as ik wuß, weer dat blot för Deevsvolk, dat se so aftransporteern na’n Kitschen. Ik kenn nüms, de veerde Klaß föhr.

Us‘ Guste, wat us‘ Deenstdeern weer, de harr dat ok nich nödig, un de föhr ja ok gar nich mit de Iesenbahn. De harr een Feluzipee, een Fahrrad harr se. Dat harr Papa ehr lesden Wiehnachten schunken, um dat se man alle Week na’t Moor henjuckeln kunn. In‘t Moor, dar harr Guste en Leefsten sitten.

Veerde Klaß – ik tro mien Ogen ja nich! Ut so en veerde Klaßwagen keem Tant op den Perrong dalstegen. Se muß dat wesen: En grote, stolte Fro, wussen as een Dannenboom! …

Vierter Klasse mit der Eisenbahn

„Pf Pf Pf“ kam unsere Eisenbahn um die Ecke angepustet. „Pf Pf Pf“ – und stand still.

„Endstation!“ rief der Eisenbahner, der mit der roten Mütze, und riß eine Wagentür nach der anderen auf, und die Reisenden kletterten heraus.

Ich sah mir das ganz genau an. Ich war ja abkommandiert, unsere alte Tant vom Bahnhof abzuholen. Jetzt war ich aber mal gespannt, in welcher Klasse Tant wohl angereist kam.

Vier Klassen gab es dazumal.

Wenn unsere Mutter auf Reisen ging, und das tat sie nach meinem Dafürhalten viel zu oft, dann setzte Papa sie in so einen Wagen mit roten Polstern.

Freerk und ich, wenn wir mal Oma besuchen fuhren, wir saßen dann in grauen Polstern. „Flohcoupée!“ sagte Freerk dazu. Das war die zweite Klasse. Wenn wir mit der Schule auf Tour gingen, dann fuhren wir Dritter. Da war alles aus Holz, aber sehr schön blank poliert.

Vierte Klasse gab es auch noch. Soviel ich wusste, war die aber bloß für Diebesvolk, das so ins Kittchen abtransportiert wurde. Ich kannte niemanden, der Vierter Klasse fuhr. 

Unsere Guste, unser Dienstmädchen, hatte das auch nicht nötig, die fuhr nicht mit der Eisenbahn. Die hatte ein Veloziped, ein Fahrrad. Das hatte Papa ihr letzten Weihnachten geschenkt, damit sie jede Woche einmal ins Moor strampeln konnte. Im Moor, da hatte Gusten einen Liebsten.

Vierter Klasse – ich traute meinen Augen nicht! Aus so einem Vierte-Klasse-Wagen stieg Tant auf den Bahnsteig herab! Sie musste es sein: Eine große stolze Frau, schlank und gerade gewachsen, wie eine Tanne! …

Und nun geht es weiter zu Station 5, Thoras Wohnhaus in der Rönnelstraße 8. Von hier aus in die Sielstraße einbiegen, am Amtsgericht vorbei, links ab in die Bürgermeister-Müller-Straße und dann rechts in die Rönnelstraße.