ZITATE AUS DEM MUSEUMSGARTEN

Zitat 8: Licht un Duster – Menschlichkeit

Licht un Duster stunnen
bi’nanner, un över allens
stunn de Leev to de Minschen.

Licht und Dunkelheit
stehen nahe beieinander,
und über allem steht die
Liebe zu den Menschen.

Quelle: Th.Th., Festschrift zur Verleihung des Fritz-Reuter-Preises, 1965, S. 23

Inhalt der Festschrift zum Fritz-Reuter-Preis 1965

Laudatoren:
Dr. h.c. Moritz Jahn, für das Kuratorium der F.V.S.-Stiftung, Rede zur Begründung für die Entscheidung des Gremiums unter Vorsitz von Dr. Johannes Sass und Herbert van Geldern, als Vertreter des niedersächsischen Kultusministers Richard Langeheine, Rede zur Überreichung des Preises. Die Preisverleihung fand im Rahmen der jährlichen Tagung niederdeutscher Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler in Bevensen statt. Thora Thyselius erhielt als erste Frau überhaupt diesen Preis für niederdeutsche Literatur, für ihre Prosa-Erzählungen „Tant van’t Siel“ und „Dat Sunnenhuus“. Ihre Danksagungsrede in Hochdeutsch und Plattdeutsch ist ebenfalls in der Festschrift abgedruckt.

Textausschnitt

Die ganze Festschrift

Aus der ARD-Mediathek

Kommentare

Thora Thyselius, geradezu hellseherisch in ihrer Dankesrede 1965:

Ich teile die pessimistische Ansicht nicht, wir lebten in einer Zeit des Niederganges des Schöpferischen. Fast täglich stehen wir vor neuen atemberaubenden Ergebnissen der Forschung in der Biologie, in der Medizin. Die Technik erfindet immer neue Wunderwerke und Wege, die uns ungeahnte Möglichkeiten erschließen. Eine Zeit, die Kernphysik und Relativitätstheorie hervorbrachte, in der ein Hemingway, ein Faulkner, ein Thomas Wolfe, ein Piensso lebten, kann nicht arm und erstarrt genannt werden. In dieser Verneinung des Seins liegt etwas Selbstmörderisches, etwas, das unsere Welt zum Untergang führen würde, wenn nicht Kräfte dagegen aufständen. Irgendwie gilt es, diese Welt, in der wir leben, zu verstehen und zu bewältigen. Wenden wir uns von ihr ab, weil sie uns unverständlich bleibt, dann sind wir es, die einzelnen, die verloren sind. Die Welt wird nach ihrem Gesetz sich vollenden. Wir müssen mit dieser atombedrohten Welt leben.
Und das ist nicht etwas so umwälzend Neues, wie behauptet wird. Unsere Welt war zu allen Zeiten bedroht und wird es allzeit bleiben. Es bleibt dem Menschen nie etwas anderes übrig, als sich mit dieser dauernden Bedrohung einzurichten. Und mit dem Bewußtsein, daß dies Dasein jeden Augenblick vernichtet werden kann, mit der Erkenntnis einer kaum wahrnehmbaren Entwicklung zum Positiven müssen wir leben.
Trotzdem muß ein Sinn sein. Und diesen Sinn hinter den Dingen, nicht greifbar oder sichtbar, und doch der Beweggrund allen Seins, den gilt es aufzuspüren, aufzuzeichnen und zu gestalten. Wenn ich mich zu einem Thema bekennen soll, so ist es dieses „Dennoch“. Und dieses „Dennoch“, meine ich, kann nur getragen werden von Liebe und Wärme des Herzens, und deswegen wähle ich für viele meiner Arbeiten die plattdeutsche Sprache.